Die Kreuzfahrtbranche steht weiterhin im Fokus intensiver Kritik, insbesondere im Hinblick auf ihre Umweltbilanz und die Fortschritte bei nachhaltigen Technologien. Der Hafen von Palma de Mallorca, einem der größten Kreuzfahrthäfen im Mittelmeerraum, ist ein zentrales Beispiel für die Herausforderungen bei der Umsetzung umweltfreundlicher Maßnahmen. Trotz Plänen, bis 2030 Landstromanlagen zu installieren, die es Kreuzfahrtschiffen ermöglichen, während des Aufenthalts im Hafen den Motor auszuschalten und Schadstoff- sowie Lärmemissionen zu reduzieren, ist die Infrastruktur bislang unzureichend. Der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica de España hat bestätigt, dass die Umsetzung eines entsprechenden Projekts noch aussteht, obwohl die Finanzierung in Höhe von 100 Millionen Euro bereits gesichert ist.
Derzeit müssen Kreuzfahrtschiffe in Palma ihre Motoren laufen lassen, was zu erheblichen Luftverschmutzungen führt. Die Schadstoffbelastung durch Feinstaub, Ozon, Schwefel- und Stickstoffoxide ist ein Hauptkritikpunkt, da die Luftqualität in der Stadt regelmäßig belastet wird. Die balearische Hafenbehörde betreibt seit 2019 ein Messnetz mit 25 Stationen, darunter acht in Palma, das die Luftqualität überwacht. Laut offiziellen Berichten wurden die gesetzlichen Grenzwerte im vergangenen Jahr nicht überschritten. Kritiker, darunter die Plattform gegen die Megakreuzer, widersprechen diesen Angaben und verweisen auf eigene Messungen, die eine Zunahme der Schadstoffkonzentrationen an Tagen mit Kreuzfahrtschiffanläufen belegen. Zudem wird die Praxis der Abgasnachbehandlungssysteme, sogenannter Scrubber, kritisiert, da das belastete Abwasser häufig direkt ins Meer geleitet wird. Die Hafenbehörde hat kürzlich ein Verbot dieser Praxis erlassen, um die Wasserqualität zu verbessern.
Ein zentrales Problem bleibt die Umstellung auf umweltfreundliche Kraftstoffe. Obwohl die Branche das Ziel verfolgt, bis 2050 klimaneutral zu sein, ist die Umsetzung äußerst komplex. Derzeit sind Kreuzfahrtschiffe noch überwiegend auf Schweröl oder Marinediesel angewiesen, wobei die Nutzung von Flüssigerdgas (LNG) zunehmend verbreitet ist. Experten warnen jedoch, dass LNG aufgrund des Methanausstoßes klimaschädlicher ist als herkömmliche Kraftstoffe. Die EU hat das Mittelmeer seit Mai 2023 zu einem Emissionskontrollgebiet erklärt, was strengere Grenzwerte für Schwefeloxide bedeutet. Dennoch bleibt die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien und nachhaltige Kraftstoffe eine große Herausforderung. Die Branche ist in das europäische Emissionshandelssystem eingebunden, doch Fortschritte bei der Umstellung auf klimafreundliche Technologien sind bislang begrenzt. Umweltverbände wie der NABU kritisieren, dass die Kreuzfahrtindustrie noch einen langen Weg vor sich hat, um ihre Umweltbelastung signifikant zu reduzieren.
Neuere Entwicklungen zeigen, dass die Umsetzung der Landstromanlagen in Palma bis 2030 realistisch ist, wobei die fehlende Infrastruktur bisher die größte Hürde darstellt. Die Hafenverwaltung plant, die Anlagen in den kommenden Jahren schrittweise zu errichten, um die Abhängigkeit vom Betrieb mit laufenden Motoren zu verringern und die Luftqualität zu verbessern. Die Kritik an der Wasserqualität und den Emissionen bleibt jedoch bestehen, da Messungen eigener Organisationen eine Zunahme der Schadstoffkonzentration an Kreuzfahrttagen belegen. Die Diskussion um die Verwendung von Scrubber-Wasser und die Einhaltung der Verordnungen zur Wasserqualität sind weiterhin aktuell, wobei die Hafenbehörde betont, dass alle Vorgaben eingehalten werden.
Insgesamt zeigt sich, dass Mallorca und Palma de Mallorca trotz Fortschritten weiterhin vor erheblichen Herausforderungen stehen, um die Umweltbelastung durch die Kreuzfahrtindustrie nachhaltig zu minimieren. Die Branche strebt zwar eine klimaneutrale Zukunft bis 2050 an, doch die Umsetzung ist noch in einem frühen Stadium, insbesondere im Hinblick auf nachhaltige Kraftstoffe und Infrastrukturentwicklung.
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