Der deutsche Journalist und Autor Fabian Scheidler, geboren 1968 in Bochum, hat mit seinem Buch „Das Ende der Megamaschine“ eine tiefgreifende Kritik am globalen Kapitalismus veröffentlicht, die nun auf Mallorca vorgestellt wurde. Scheidler, der 2015 erstmals seine Kapitalismuskritik publizierte, betont, dass die sogenannte Megamaschine ein soziales System ist, das vor etwa 500 Jahren in Europa entstand und sich weltweit ausgebreitet hat. Dieses System basiert auf der endlosen Akkumulation von Kapital, bei der Geld immer wieder investiert wird, um Profit zu generieren. Diese Wachstumsorientierung ist jedoch auf einem begrenzten Planeten nicht nachhaltig und führt zu ökologischen sowie sozialen Krisen.
Scheidler erklärt, dass die Wurzeln der Ungleichheit und Hierarchien bis in die Bronzezeit zurückreichen, doch die modernen pyramidalen Machtstrukturen sind erst vor rund 5.000 Jahren in Mesopotamien entstanden. Der Mensch sei von Natur aus ein kooperatives Wesen, das in egalitären Gesellschaften lebte, was im Widerspruch zu den hierarchischen Strukturen stehe, die das System heute prägen.
Derzeit befinde sich die Gesellschaft an einem Wendepunkt. Der Kapitalismus sei in der Krise, doch es sei unklar, ob daraus mehr totalitäre oder freiheitliche Systeme entstehen. Scheidler sieht die aktuelle Übergangsphase als chaotisch an, in der die Krisen – wie Bankenkrisen, die Pandemie, der Ukraine-Krieg – die Gesellschaft vor Herausforderungen stellen. Er betont, dass die Gesellschaft die Wahl habe, die alten Strukturen zu verstärken oder neue Wege zu beschreiten. Besonders in der Pandemie wurde sichtbar, dass eine schnelle Abschaltung der Wirtschaft möglich ist, was zeigt, dass ein Wandel machbar ist. Scheidler fordert eine gerechtere Verteilung von Reichtum durch faire Besteuerung der Milliardäre und eine stärkere Organisation der Zivilgesellschaft.
Er warnt vor den Gefahren der zunehmenden Digitalisierung, die den Planeten weiter belasten könne, wenn sie unkontrolliert voranschreitet. Stattdessen plädiert er für eine Fokussierung auf digitale Basisservices und eine Reduktion des Energieverbrauchs. Zudem kritisiert er die massive Aufrüstung, insbesondere die Forderung der NATO, fünf Prozent des BIP für das Militär auszugeben, was die sozialen und kulturellen Bereiche stark einschränken würde. Stattdessen fordert er Verhandlungen und eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konflikts.
Auf Mallorca, wo das Gespräch stattfand, wird die soziale und ökologische Krise durch den Massentourismus und steigende Preise sichtbar. Scheidler betont, dass auch der Tourismus nachhaltiger gestaltet werden muss, um mit den planetaren Grenzen vereinbar zu sein. Er sieht die Gefahr, dass Finanzkrisen und Spekulationsblasen durch den Konsumrückgang weiter verschärft werden.
Trotz all seiner Kritik bleibt Scheidler optimistisch und glaubt an das Gute im Menschen. Er verweist auf die Kooperationsfähigkeit und den Gerechtigkeitssinn, die in Kindern sichtbar seien, und ermutigt die Menschen, sich zu vernetzen, lokale Gruppen zu bilden und langfristig für Veränderungen zu kämpfen. Seine Botschaft ist, dass gesellschaftlicher Wandel möglich ist, wenn Menschen sich zusammenschließen und über lange Zeiträume hinweg aktiv werden.
Insgesamt zeigt die Diskussion auf Mallorca, dass die Herausforderungen globaler Krisen nur durch eine radikale Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen bewältigt werden können. Der Weg zu einer nachhaltigen und gerechteren Gesellschaft erfordert Mut, Organisation und den Willen, alte Denkmuster zu überwinden.
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