Tag: Schloss Bellver

  • Faktencheck Palma de Mallorca: Mythen und Fakten über die Stadt

    Faktencheck Palma de Mallorca: Mythen und Fakten über die Stadt

    Palma de Mallorca, die Hauptstadt der Balearen, ist eine Stadt voller Geschichte, Charme und faszinierender Legenden. Trotz ihrer Bedeutung im Mittelmeerraum ranken sich zahlreiche Mythen um die Stadt, die durch eine gründliche Aufklärung widerlegt werden. Der Kulturführer Iván Cerdà hat mit seiner Tour „Palma Mentirosa“ („Verlogenes Palma“) dazu beigetragen, die Wahrheit hinter diesen Mythen zu enthüllen.

    Ein häufig verbreiteter Mythos ist, dass das Schloss Bellver das einzige Bauwerk mit rundem Grundriss sei. Tatsächlich sind auch andere Festungen wie die Engelsburg in Rom, das Château de Montaner in Frankreich oder das Schloss von York in Großbritannien rund. Die Besonderheit des Bellver liegt vielmehr in seiner schnellen Bauzeit: Es wurde in nur elf Jahren errichtet, was für die damaligen Verhältnisse außergewöhnlich ist.

    Ein weiterer Mythos betrifft das große Rosettenfenster der Kathedrale La Seu. Mit einem Durchmesser von etwa 13 Metern ist es beeindruckend, aber nicht das größte seiner Art. Fenster in Notre-Dame in Paris oder im Straßburger Münster sind ähnlich groß oder sogar größer. Dennoch zieht das Lichtspiel des Fensters jährlich Tausende Besucher an.

    Häufig wird auch behauptet, Palma habe die größte zusammenhängende Altstadt im Mittelmeerraum. Diese Aussage ist übertrieben: Die Altstadt Palmas umfasst nur etwa einen Quadratkilometer, während Städte wie Venedig (7 km²), Genua (4 km²) oder Sevilla (3,9 km²) deutlich größere Altstadtbereiche besitzen. Dennoch ist Palmas Altstadt wegen ihrer gut erhaltenen Stadtmauern besonders schützenswert.

    Ein weiterer Irrglaube betrifft das Consolat de Mar, das heutige Sitz der balearischen Regierung. Ursprünglich war die mittelalterliche Institution im Gebäude der Llotja untergebracht, einem bedeutenden zivilgotischen Bau Palmas. Das heutige Consolat de Mar war lediglich ein Anbau mit Kapelle und Lager, nicht der ursprüngliche Sitz des Konsulatsrates.

    Auch die Annahme, in der Llotja würde Fisch verkauft, ist falsch. Das Gebäude diente ausschließlich dem Handel und den Geschäften der Kaufleute; Fisch wurde dort nie gehandelt, da der Fischhandel ohne Kühlung unwirtschaftlich gewesen wäre.

    Was die Rathaus-Uhr „En Figuera“ betrifft, so stammt nur die Glocke aus dem 14. Jahrhundert. Die eigentliche Uhr wurde erst 1849 installiert und prägt heute das Stadtbild.

    Schließlich wird manchmal behauptet, Palma sei im Mittelalter die bedeutendste Stadt im westlichen Mittelmeer gewesen. Während Palma im 14. Jahrhundert größer als Barcelona war, waren Städte wie Neapel oder Valencia damals wirtschaftlich und politisch bedeutender. Die Aussage, Palma sei eine der wichtigsten Städte im Mittelmeerraum gewesen, wird heute eher als Marketinginstrument betrachtet.

    Diese Fakten zeigen, dass Palma de Mallorca eine Stadt mit reicher Geschichte ist, die es wert ist, genauer betrachtet zu werden, jenseits von Mythen und Legenden.

  • Konzertkritik: Klassische Klarheit und romantische Klangpracht beim Festival de Bellver

    Konzertkritik: Klassische Klarheit und romantische Klangpracht beim Festival de Bellver

    Das Festival de Bellver präsentierte ein eindrucksvolles Konzert mit Beethovens 4. Klavierkonzert, das an einem warmen Juniabend unter dem nachtschwarzen Himmel von Schloss Bellver stattfand. Dies stand im krassen Gegensatz zur Uraufführung des Konzerts am 22. Dezember 1808 im ungeheizten Theater an der Wien, wo Beethoven als Pianist seinen Abschied gab. Carl Czerny, ein Schüler Beethovens, beschrieb dessen Ausdruckskraft als so intensiv, dass ‘kein Auge trocken blieb’. Johann Friedrich Reichardt, ein Zeitzeuge, schrieb über das Adagio des Konzerts: „Das sang er wahrhaft auf seinem Instrument mit tiefem melancholischem Gefühl, das auch mich durchströmte.“ Das Orchester kam in zeitgenössischen Berichten wesentlich schlechter weg: Es bestand aus einem eher bunt zusammengewürfelten Ensemble, das überfordert war. Beethoven selbst sprang zwischen Dirigentenpult und Klavier hin und her, rief Anweisungen und versuchte, das musikalische Chaos zu bändigen. Die Bedingungen waren alles andere als ideal: Das Theater war ungeheizt, das Konzert dauerte über vier Stunden, und das Publikum fror in Mänteln und Decken. Davon konnte gestern Abend keine Rede sein. Das Konzert folgte dem bewährten Schema „Ouvertüre – Solokonzert – große Sinfonie“ und dauerte beglückende anderthalb Stunden. Der russische Pianist Denis Kozhukhin spielte klangschön, mit hoher Anschlagskultur und einer erstaunlichen dynamischen Bandbreite. Sein Pianissimo im Dialog des zweiten Satzes kontrastierte eindrucksvoll zum zupackend aufspielenden Orchester unter seinem Chefdirigenten Pablo Mielgo. Die Magie, die von Jan Lisiecki vor zwei Jahren an gleicher Stelle ausging, erreichte er jedoch nicht, möglicherweise weil er – ungewöhlich, fast alle Pianisten haben Beethovens KK4 auswendig parat – von einem Tablet ablas, was ihm viel an Gestaltungsfreiheit nahm. Davor hatten Mielgo und die Musiker die narrative Tonfall der dritten Leonore-Ouvertüre, die ja eigentlich eine sinfonische Dichtung ist, auf den Punkt getroffen und diese „Oper im Kleinen“ eloquent und mit überbordendem Temperament erzählt. Das Konzert in Bellver zeigte somit eine gelungene Verbindung aus klassischer Klarheit und romantischer Klangpracht, die das Publikum begeisterte.