Die Verlagerung der Prostitution in Palma hat einen neuen, unsichtbaren Charakter angenommen. Rund 56 Prozent der Prostituierten in Palma empfangen Freier in Privatwohnungen, so der Jahresbericht 2024 des Netzwerks zur direkten Unterstützung von Personen in der Prostitution (XADPEP). Diese Entwicklung wird nicht nur in Palma, sondern auf ganz Mallorca beobachtet.
Zwei Studien, durchgeführt von der Stadt Palma sowie von Hilfsorganisationen wie Casal Petit und dem Roten Kreuz, haben die Situation zwischen 2023 und 2024 untersucht. Der Fokus lag dabei auf der Rolle digitaler Plattformen, die als Schaufenster für diese Dienstleistungen dienen. Über 80 Prozent der Prostituierten sind Frauen, die in digitalen Räumen wie Apps und Websites gesucht werden. Diese Plattformen schützen Identitäten durch HTTPS-Verschlüsselung, während der Austausch überwiegend in Privatwohnungen erfolgt.
Prostitution auf Mallorca: Risiken und digitale Verlagerung
Die Erhebungen ergaben, dass viele der Prostituierten in prekären Verhältnissen leben und oft Opfer von Menschenhandel sind. Die Szene verjüngt sich; das Profil der Prostituierten zeigt oft minderjährige und sehr junge Frauen, meist aus Lateinamerika. Viele dieser Frauen sind in Spanien weniger als ein Jahr und sind stark von Gewalt und Ausbeutung bedroht. Eine bemerkenswerte Feststellung ist, dass 90 Prozent dieser Frauen Mütter sind.
Telegram spielt eine besondere Rolle bei der Vermittlung, da es Anonymität bietet. Zehn Telegram-Gruppen mit Mallorca-Bezug wurden identifiziert, die pornografische Inhalte und Prostitutionsanzeigen verbreiten. Einmal erfasste Gewalt in Wohnungen bleibt unsichtbar, im Gegensatz zu offener Gewalt auf der Straße. Gesundheitsrisiken durch Arbeitsbedingungen und Drogenkonsum sind hoch, ebenso wie das Stigma durch digitale Spuren, die den Ausstieg erschweren.
Der Kampf um Zugang und Unterstützung
Für Hilfsorganisationen stellt diese digitale Verlagerung eine große Herausforderung dar. Der Zugang zu den Frauen gestaltet sich schwierig, da dieser oft nur über dieselben digitalen Kanäle möglich ist, in denen die Frauen oder ihre Zuhälter präsent sind. Diese Organisationen setzen daher auf eigene Anzeigen oder Beiträge in sozialen Medien, um Kontakt aufzunehmen.
Der Umbau der Prostitutionslandschaft in Palma und Mallorca verdeutlicht die Anpassung der sozialen und rechtlichen Unterstützung an neue Herausforderungen. Weiterhin ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den sozioökonomischen Hintergründen und der rechtlichen Situation der Frauen notwendig, um eine effektive Unterstützung zu gewährleisten.




















