Die Legende erzählt, dass das dreimeterlange Krokodil im 17. Jahrhundert mit einem Handelsschiff nach Mallorca gelangte. In der Stadt soll es in die Abwasserkanäle entwichen sein und nachts die Bevölkerung in Angst versetzt haben. Im Jahr 1676 traf Bartomeu Coc, der Gouverneur von Alcudia, das Wesen auf dem Weg zu seiner Geliebten Catalina Rosselló. Um sie zu beschützen, zog er sein Schwert und tötete das Tier. Als Zeichen seiner Liebe überreichte er ihr das besiegte „Drachen“-Tier, woraufhin Catalina den Spitznamen na Còca erhielt – daher der Name Drac de na Còca für das Krokodil.
Historische Belege deuten jedoch auf eine weniger mythische Wahrheit hin. Wahrscheinlich wurde das Krokodil als exotische Kuriosität erworben, was im Zuge der Eröffnung von Handelsrouten während des Zeitalters der Entdeckungen üblich war. Präparierte Tiere, darunter Krokodile und Echsen, waren begehrte Sammlerstücke und wurden häufig in Kirchen, Adelshäusern oder Wunderkammern ausgestellt. Die Familie Rosselló präsentierte das Krokodil seit mindestens dem frühen 18. Jahrhundert jährlich am 31. Dezember, wie der Historiker Zaforteza Musoles dokumentierte.
Erst im 19. Jahrhundert nahm die Legende ihre heutige Form an, maßgeblich durch die Schriften von Joaquim Maria Bover, einem Nachfahren der Rosselló-Familie. Dichter und Autoren schmückten die Geschichte weiter aus und verwandelten ein konserviertes Exemplar in ein heldenhaftes Märchen. Literarische Bezüge, etwa von Bartomeu Ferrà und Josep Maria Tous i Maroto, trugen zur Festigung des mythologischen Status des Krokodils bei. Mit der Zeit verwischte die Grenze zwischen historischem Kuriosum und mythischem Drachen in der kollektiven Erinnerung der Bevölkerung von Palma.




















