Mallorca und die umliegenden Nachbarinseln erleben zur Jahresmitte 2025 einen dramatischen Anstieg bei der Ankunft von Bootsflüchtlingen. In den ersten sechs Monaten des Jahres erreichten insgesamt 2856 Menschen die Inselgruppe in 139 Booten, darunter viele aus Nordalgerien sowie Subsahara-Afrika. Allein am vergangenen Wochenende wurden neun Boote mit insgesamt 161 Personen an Bord registriert. Die spanischen Behörden, einschließlich Guardia Civil und Seenotrettung, haben mehrere Gruppen in den Gewässern rund um Cabrera, Formentera und Mallorca gerettet. Die Mehrheit der Migranten stammt laut Angaben der Behörden aus dem Maghreb und Ländern südlich der Sahara, wobei die meisten Überfahrten von der algerischen Küste aus gestartet werden.
Die aktuellen Zahlen sind fast identisch mit denen des Rekordjahres 2024, das mit rund 5900 Ankünften das bisher höchste Jahr für die Balearen darstellte. Die Entwicklung deutet darauf hin, dass die Migration über das Mittelmeer in der zweiten Jahreshälfte erneut zunehmen könnte. Die Überfahrten erfolgen oft unter extremen Lebensgefahren in kaum seetüchtigen Booten. So wurden am Sonntag 59 Menschen in drei Booten südlich von Cabrera aufgegriffen, während ein weiteres Boot acht Menschen bis zur Küste von Ses Salines brachte. Am Nachmittag wurden zudem 22 Migranten 30 Meilen vor der Küste gerettet.
Laut Behörden nutzen Schleuserbanden derzeit verstärkt stabile Wetterlagen für ihre Überfahrten. Die Ankünfte erfolgen meist in kleinen Gruppen – eine sogenannte tröpfchenweise Migration, was die Sicherheitskräfte vor große Herausforderungen stellt. Trotz der fragmentierten Ankünfte bleibt die Situation eine dauerhafte Herausforderung für Sicherheits- und Rettungsdienste, die ihre Kapazitäten kontinuierlich anpassen müssen. Die Situation erfordert dringende Maßnahmen, um die Sicherheit der Migranten zu gewährleisten und die Kapazitäten der Rettungsdienste zu stärken.
Neue Erkenntnisse zeigen, dass Schleuser zunehmend auf günstige Wetterfenster setzen, um die Überfahrten zu maximieren, was die Zahl der Ankünfte weiter steigen lassen könnte. Zudem warnt die balearische Ministerpräsidentin vor einer möglichen Verdoppelung der Migrantenzahlen, da sich die Migrationsrouten verschieben. Während die Zahl der Migranten auf den Kanarischen Inseln im Vergleich zum Vorjahr um 46 Prozent zurückging, stiegen die Überfahrten auf die Balearen und das spanische Festland im selben Zeitraum um 14,8 Prozent. Bis Ende Juli erreichten 11.575 Migranten die Kanarischen Inseln, während 7.064 Menschen über den Seeweg auf die iberische Halbinsel und die Balearen kamen, davon 3.416 auf die Inselgruppe – 14 Prozent mehr als im Jahr 2024.
Experten führen den Rückgang der Kanaren-Route auf die EU-finanzierte Grenzkontrolle in Ländern wie Marokko, Mauretanien und Tunesien zurück. Gleichzeitig befürchten sie, dass sich der Migrationsdruck nach Algerien verlagert, was die Zunahme der Überfahrten auf die Balearen erklärt. Die NGO Caminando Fronteras bezeichnete die Balearen-Route bereits als die gefährlichste Überfahrt und dokumentierte von Januar bis Mai 328 Todesfälle auf der Mittelmeerroute von Algerien zu den Balearen, verglichen mit 517 Toten im gesamten Vorjahr. Das Thema Migration sorgt zudem für politischen Zündstoff zwischen Madrid und den Balearen, wobei die balearische Ministerpräsidentin die Äußerungen Spaniens über mögliche Konsequenzen für Regionen, die sich weigern, minderjährige Migranten aufzunehmen, als Drohung kritisiert.
Die internationale Zusammenarbeit und verstärkte Grenzkontrollen werden als notwendig erachtet, um die Situation zu entschärfen. Die Lage bleibt angespannt, da die Schleuserbanden weiterhin auf günstige Wetterbedingungen setzen, um die Überfahrten zu maximieren, was die Herausforderungen für die Rettungs- und Sicherheitskräfte verschärft.