Trotz der allgemein hohen Mietpreise auf Mallorca, die im Durchschnitt bei 20,2 Euro pro Quadratmeter liegen, gibt es noch Orte auf der Insel, in denen Mieten vergleichsweise erschwinglich sind. Laut dem Immobilienportal Idealista ist die Stadt Manacor, die zweitgrößte Stadt Mallorcas, eine Ausnahme. Hier beträgt die Miete pro Quadratmeter nur 13,5 Euro, was deutlich unter dem regionalen Durchschnitt liegt. Im Vergleich dazu sind die Mieten in anderen Teilen Spaniens oft noch günstiger: In Linares bei Jaén liegt die Quadratmetermiete bei nur 5,60 Euro, und in Regionen wie Extremadura sind die Preise noch niedriger.
Die hohen Mietpreise auf Mallorca werden durch illegale Vermietungen an Touristen und überhöhte Preise für vermietete Objekte verschärft, wobei die Inselregierung dieses Problem bislang kaum angeht. Die Situation macht es für viele potenzielle Mieter schwierig, eine bezahlbare Wohnung zu finden, was die Wohnungsnot auf der Insel verschärft.
Neuere Berichte zeigen jedoch, dass die Problematik noch gravierender ist. So gilt Mallorca trotz der hohen Durchschnittspreise als Urlaubsparadies – doch wer hier leben möchte, kämpft zunehmend mit unbezahlbarem Wohnraum. Die Gemeinde Sa Pobla, die im Juni mit durchschnittlich 1917 Euro pro Quadratmeter die günstigste auf den Balearen ist, zeigt die alarmierende Entwicklung. Obwohl dieser Wert im Vergleich zu den durchschnittlichen 5000 Euro auf den Balearen deutlich niedriger ist, bleibt er für viele Einheimische unerschwinglich. In anderen spanischen Regionen, wie Almadén in Ciudad Real, kostet der Quadratmeter weniger als 340 Euro, was die strukturelle Schieflage der Insel offenbart.
Die Ursachen sind bekannt: Hohe Nachfrage, kaum Neubau, Vermarktung von Wohnraum als Renditeobjekt sowie der stetige Touristenstrom treiben die Preise weiter nach oben. Ausländische Käufer und Ferienvermietungen entziehen dem Markt dauerhaft Wohnungen. Sozialer Wohnungsbau ist auf Mallorca seit Jahren kaum vorhanden. Die Entwicklung in Sa Pobla steht exemplarisch für ein Mallorca, das zwischen internationalem Prestige und sozialem Sprengstoff balanciert. Während Familien in anderen Teilen Spaniens noch für unter 50.000 Euro Eigentum erwerben können, bleibt selbst das „günstigste“ Haus auf den Balearen für viele unerreichbar.
Der Luxusboom in Calvià zeigt sich in Durchschnittswerten: Die Gemeinde ist die einzige auf Mallorca, die es in die Top 3 der spanischen Luxus-Hotspots geschafft hat – sogar Marbella wurde übertroffen. Aktuell stehen 2683 Immobilien in Calvià zum Verkauf, was rund 14 Prozent aller Angebote auf der Insel sind. Luxusverkäufe finden im Wochenrhythmus statt, mit Preisen bis zu 29,5 Millionen Euro für Villen in Portals Nous und Bendinat. Die teuerste Immobilie ist eine Villa in Sol de Mallorca für 25 Millionen Euro mit über 1000 m² Wohnfläche. 66 Prozent aller Angebote kosten über eine Million Euro, und 2431 der 2683 Angebote liegen bei über 500.000 Euro. Natalia Bueno, Immobilienmaklerin, kritisiert die Marktentwicklung: „Calvià war schon immer teuer, aber jetzt wird es absurd.“
Die Preisexplosion führt dazu, dass der durchschnittliche Käufer 52 Jahre seines Einkommens aufwenden müsste, um eine Immobilie in Calvià zu kaufen, bei einem Durchschnittseinkommen von 34.714 Euro jährlich. Selbst das günstigste Angebot, ein 36 m² Studio für 160.000 Euro, ist für viele unerschwinglich. Die Gemeinde profitiert zudem erheblich von der Wertzuwachssteuer, die im Jahr 2024 über 9,3 Millionen Euro einbrachte, wobei die Bewertung der Immobilien oft auf pauschalen Gutachten ohne Besichtigung basiert, was rechtliche Unsicherheiten schafft.
Insgesamt zeigt sich, dass Mallorca zwischen Luxus und sozialer Spaltung zerrieben wird. Während einige wenige in der Lage sind, in den teuersten Gegenden zu wohnen, bleibt für die Mehrheit der Bevölkerung kaum erschwinglicher Wohnraum. Die Entwicklung in Calvià und Sa Pobla ist ein deutliches Zeichen für die dringende Notwendigkeit sozialer und politischer Maßnahmen gegen die zunehmende Wohnungsnot und die soziale Kluft auf der Insel.