Die Balearischen Inseln, insbesondere Mallorca, sehen sich im Jahr 2025 weiterhin mit einem starken Anstieg irregulärer Migration konfrontiert. Bis August dieses Jahres sind insgesamt 20.153 Migranten per Boot auf die Balearischen Inseln gelangt, was einem Rückgang von 31,7 % im Vergleich zum Vorjahr mit 29.512 Ankünften entspricht. Diese Migranten kamen auf 738 Booten, 170 Boote weniger als im Vorjahr. Trotzdem wurde allein in diesem Monat ein erheblicher Zustrom verzeichnet, der an manchen Tagen mehrere Bootsanlandungen in kurzer Folge umfasst, wie die Rettung von 58 Migranten auf drei kleinen Booten südlich der Balearen zeigt.
Zudem erreichten im selben Zeitraum 11.883 Migranten die Kanarischen Inseln, was erneut einen Rückgang von 46,7 % gegenüber 2024 bedeutet, bei 196 Booten. Auf dem spanischen Festland landeten 3.928 Migranten per Boot an, ein Rückgang von 17,1 % zu vorherigen Zählungen. Die autonome Städte Ceuta und Melilla verzeichneten hingegen eine Zunahme von irregulären Landanreisen um 14,9 %, mit einem besonders starken Anstieg bei der Ankunft auf Melilla um über 300 %.
Die Aufnahmebedingungen auf den Balearen wurden jüngst verbessert: Die Balearische Hafenbehörde richtete an den Häfen von Palma, Ibiza und La Savina (Formentera) spezielle Zonen zur temporären Unterbringung und humanitären Versorgung der Bootsankömmlinge ein. Dies ist ein Schritt, um der steigenden Zahl von Bootsankünften gerecht zu werden. Bislang gelangten in diesem Jahr 243 Boote mit etwa 4.538 Migranten auf die Inseln. Hauptsächlich stammen die Migranten aus Nordafrika sowie aus Subsahara-Afrika, wobei die meisten Überfahrten von der algerischen Küste ausgehen.
Experten beobachten, dass trotz eines allgemeinen Rückgangs der irregulären Migration in die Europäische Union seit 2024 (mit etwa 240.000 erfolgreichen Ankünften im letzten Jahr und weiterem Rückgang von rund 20 % in der ersten Hälfte von 2025) einzelne Routen an Beliebtheit gewinnen. Während traditionelle Routen verstärkt überwacht werden, entstehen gefährlichere Alternativwege. Besonders relevant sind die Wege von Libyen nach Kreta und von Algerien zu den Balearen.
Parallel zur ernsthaften humanitären Krise durch die Öffnung der Migrationsroute zwischen Algerien und Mallorca, die bereits zahlreiche Menschenleben gefordert hat, zeichnet sich eine stille, aber alarmierende Umweltkrise ab. Insbesondere die Küstenabschnitte in der Nähe der Gemeinden Ses Salines und Santanyí sind betroffen, wie Meldungen von PortsIB, Salvamento Marítimo, Costas und der Guardia Civil verdeutlichen. In den letzten zwei Jahren sind etwa ein Dutzend Boote in diesem geschützten Küstengebiet gestrandet oder gesunken. Nach der Rettung der Migranten werden die Boote von der Guardia Civil markiert und anschließend auf See zurückgelassen, was erhebliche Risiken für die Schifffahrt birgt und eine schwere ökologische Belastung durch die Zersetzung und Fragmentierung dieser Fiberglasboote im marinen Ökosystem darstellt.
Erschwerend wirkt hierbei die wiederholte Ablehnung des Hafenchefs von Colònia de Sant Jordi, diese Boote anzunehmen – selbst wenn sie von privaten Seglern oder offiziellen Einheiten für Küstenreinigung und Posidonia-Kontrolle geschleppt werden. Zwar akzeptiert der Hafen selektiv Boote, die im Cabrera Maritime-Terrestrial Nationalpark ankommen und ihr Endziel im Son Tous Depot haben, während systematisch Boote abgewiesen werden, die von der Küste in der Nähe des Hafens stammen.
Die spanische Regierung reagiert auf die Herausforderungen mit dem Plan, ein spezielles Büro für illegale Einwanderer an den Häfen von Palma einzurichten, um administrative Abläufe zu beschleunigen. Gleichzeitig fordert die balearische Regionalpräsidentin Marga Prohens zusätzliche polizeiliche Ressourcen und eine intensivere Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern wie Algerien, um die Migration besser zu steuern und humanitäre Probleme zu lindern.
Die Situation zeigt die Komplexität der irregulären Migration im Mittelmeerraum, bei der trotz abnehmender Zahlen neue, oftmals riskantere Routen genutzt werden, die sowohl lokale als auch internationale Behörden vor große Herausforderungen stellen. Die Balearen drohen, ein bedeutender Hotspot für Migration zu werden, analog zu den Kanarischen Inseln, deren Ankünfte im vergangenen Jahr auf über 47.000 stiegen, bevor verstärkte Kontrollen in Mauretanien einen Rückgang einleiteten.
In den letzten Wochen häufen sich Berichte über vermisste Migranten auf der Route zwischen Algerien und Mallorca. Im August 2025 kam es zu mehreren Bootsunglücken:
Am 20. August kenterte ein kleines Boot südlich von Mallorca, bei dem ein Passagier ums Leben kam und 19 Personen gerettet wurden. Ein weiterer Migrant wurde am Morgen desselben Tages von einem privaten Boot aus dem Wasser geborgen und in Portopetro (Santanyi) an Land gebracht, offenbar Teil einer Gruppe von über 20 Menschen. Ein Rettungseinsatz führte zur Bergung von elf weiteren Migranten, während drei Personen als vermisst gelten.
Am 23. August meldete das NGO-Kollektiv Caminando Fronteras, dass mindestens zwei Boote von der algerischen Küste aus starteten und seitdem vermisst werden. Eines der Boote, das am Freitag mit 14 Überlebenden und 12 Vermissten im südlichen Meer vor Mallorca lokalisiert wurde, startete mit 26 Migranten nordafrikanischer Herkunft. Ein weiteres Boot, möglicherweise mit 26 Personen (davon 18 Nordafrikaner und 8 Somalis, darunter sechs Frauen), wird ebenfalls vermisst. Die Sucheinheiten umfassen das Maritime Service der Guardia Civil (Río Gallego), CUCO und Maritime Rescue, unterstützt von der Provinz-Seeaufsicht der Guardia Civil.
Die Präsidentin der Balearen, Marga Prohens, äußerte Sorge über die Rekordzahlen von Bootsankünften aus Algerien, mit über 4.700 Migranten im Jahr 2025, ein Anstieg um 77 % im Vergleich zu 2024. Sie fordert umgehend die Entsendung von Frontex-Einheiten auf die Inseln und eine verstärkte Kooperation mit den algerischen Behörden, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. Besonders die Inseln Ibiza und Formentera stehen unter enormem Druck, da die Aufnahmezentren ausgelastet sind und neue Zentren noch nicht geöffnet haben.
Insgesamt unterstreichen diese jüngsten Ereignisse die Dringlichkeit koordinierter Maßnahmen zur Bewältigung der Migration und zum Schutz der Menschenleben sowie der Umwelt in der Mittelmeerregion.