Die mallorquinische Küche bewahrt ihre traditionellen Wurzeln durch innovative Zugänge zeitgenössischer Bewohner, wie das Beispiel von Piña zeigt. Piña, Tochter eines mallorquinischen Vaters und einer französischen Mutter, hat nach ihren Studien in Recht und Soziologie sowie Erfahrungen im Journalismus ihre Leidenschaft für die kulinarischen Traditionen ihrer Heimat entdeckt. Sie bietet kulinarische Erlebnisführungen an, bei denen sie den Besuchern nicht nur traditionelle Rezepte, sondern auch kulturelle Hintergründe näherbringt.
Ein besonders charakteristisches Beispiel für die mallorquinische Agrartradition sind die Ramallet-Tomaten. Obwohl diese kleinen gelb-roten Früchte erst im 16. Jahrhundert von Amerika auf die Insel kamen, sind sie heute ein wichtiger Bestandteil der regionalen Landwirtschaft. Ihre gelbliche Färbung ist kein Zeichen von Unreife, sondern kennzeichnet eine alte Sorte, deren Ursprung auf die ursprüngliche kleine gelbe Tomate zurückgeht. Die besondere Aufbewahrungsart der Ramallet-Tomaten ermöglicht es, diese bis zu neun Monate in den Winter hinein frisch zu halten, was die enge Verbindung der Mallorquiner zu ihren traditionellen Produkten verdeutlicht.
Piñas kulinarische Führungen beinhalten den Besuch eines historischen Bäckereigebäudes aus dem 18. Jahrhundert, in dem traditionelle Zubereitungsmethoden verwendet werden. Dort bereiten die Teilnehmer unter ihrer Anleitung das Gericht „Coca de Verduras“ zu, ein flaches, pizzahafter Gemüsefladen, der ohne Käse zubereitet wird. Die Zubereitung schließt das Rollen eines einfachen Teigs, das Schneiden von Gemüse wie Spinat und Mangold und das Würzen mit lokalen Zutaten ein. Besonders hervorzuheben ist die Verwendung von Tap de Cortí Paprika, die ausschließlich auf Mallorca angebaut wird und als leicht zitroniges, ungeräuchertes Gewürz genutzt wird, das den Gerichten ihr einzigartiges Aroma, ihren Geschmack und ihre Farbe verleiht.
Piña vermittelt ihren Teilnehmern auch, wie die Mallorquiner ihr Brot traditionell garnieren, indem sie das Fruchtfleisch der Ramallet-Tomate auf eine geröstete Brotscheibe reibt, bis nur noch die dicke Schale zurückbleibt – ein kulinarisches Erlebnis, das die Kultur der Insel lebendig werden lässt.
Dieser Ansatz, traditionelle gastronomische Praktiken durch Menschen mit unterschiedlichem beruflichen Hintergrund zu modernisieren und zugänglicher zu machen, ist ein wachsender Trend auf Mallorca. Er schlägt eine Brücke zwischen Einheimischen und Besuchern und trägt dazu bei, die lokalen Traditionen lebendig zu halten und gleichzeitig innovativ zu präsentieren. Piña verkörpert dieses neue Bewusstsein und Engagement in herausragender Weise, was auch von der Journalistin Sibylle Tiessen hervorgehoben wird, die Piña als Prototyp einer innovativen Inselbewohnerin beschreibt.
Diese Synthese aus Tradition und Moderne unterstützt nicht nur die kulturelle Identität Mallorcas, sondern wird zudem durch Kooperationen mit Unternehmen wie TUI gestärkt, die solche authentischen Erlebnisse für Touristen zugänglich machen.